Where bright
minds meet

Deutschland

Mein Interesse am Wirtschaftsstrafrecht wurde schon während des Studiums durch meinen späteren Doktorvater geweckt. Ich wählte den entsprechenden Schwerpunkt – damals noch eine ziemliche Rarität an Universitäten – und fand mich später als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an seinem Lehrstuhl wieder.

Da er auch als Verteidiger tätig war und hochkarätige Fälle betreute, merkte ich schon damals, dass mich der Anwaltsberuf mehr reizen würde als zum Beispiel die Wissenschaft oder eine Tätigkeit als Richterin.

Während meines Referendariats hatte ich dann die Gelegenheit, das Frankfurter White Collar, Regulatory & Compliance-Team kennenzulernen. Mir war sehr schnell klar, dass ich mich hier sowohl fachlich als vor allem auch menschlich sehr wohlfühlen würde – und so findet man mich auch über zehn Jahre später noch „an Ort und Stelle“.

Wirtschaftsstrafrecht in der Großkanzlei – das bedeutet insbesondere die Vertretung und Verteidigung von Unternehmen in Ermittlungsverfahren gegen Einzelpersonen, meist derzeitige oder ehemalige Mitarbeiter der betroffenen Unternehmen. Die Tätigkeit ist sehr spannend und abwechslungsreich und umfasst neben der klassischen rechtlichen insbesondere auch die strategische Beratung der Mandanten. Sucht man proaktiv den Kontakt zu den Ermittlungsbehörden oder bietet sich in der konkreten Situation eher an, abzuwarten und zu reagieren? Sollte parallel zu der Ermittlungstätigkeit der Behörden eine interne Untersuchung durchgeführt werden oder sollten (zunächst) die Ermittlungsergebnisse abgewartet werden?

Ein abwechslungsreiches Feld

Materiell-rechtlich befassen wir uns neben den „klassischen“ Delikten wie Betrug und Untreue insbesondere mit den Themen Steuerhinterziehung, Korruption, Geldwäsche und Marktmissbrauch, aber immer wieder auch mit sich neu entwickelnden Themen wie dem Lieferkettengesetz, der Whistleblowing-Richtlinie oder allgemein dem Bereich ESG (Environmental, Social, Governance). Zu unseren täglichen Aufgaben gehören die Kommunikation mit Staatsanwaltschaften, sonstigen Strafverfolgungsbehörden und Gerichten, die Abstimmung mit Individualverteidigern von beschuldigten Einzelpersonen und natürlich der kontinuierliche Austausch mit den Mandanten.

 

Besonders abwechslungsreich ist meine Arbeit auch deswegen, weil ich sehr selten nur mit Kollegen aus dem „eigenen“ Team zusammenarbeite. Je nach Materie arbeiten auf White Collar-Mandaten regelmäßig verschiedene Teams aus anderen Bereichen und Büros mit, national und international. So binden wir zum Beispiel unsere Steuerrechtsexperten bei Vorwürfen der Steuerhinterziehung ein, keine interne Ermittlung wäre möglich ohne Kollegen aus dem Arbeits- und Datenschutzrecht, und wenn eine deutsche Behörde Unterlagen oder Daten aus dem Ausland anfordert, wird die jeweils einschlägige lokalrechtliche Expertise benötigt.

Jedem, der während des Studiums ein Interesse am Strafrecht und an wirtschaftlichen Zusammenhängen bei sich entdeckt, würde ich empfehlen, im Rahmen eines Praktikums, einer späteren wissenschaftlichen Mitarbeit oder des Referendariats auch einmal in das Wirtschaftsstrafrecht in der Großkanzlei reinzuschnuppern.